Leise, mit kaum hörbarem Propellergeräusch auf Höhe steigen, dort ferngesteuert den Motor abschalten und vogelgleich in der Thermik kreisen, das war der Traum der Elektroflugpioniere. Ihre Idee leitete in den 60er Jahren eine Entwicklung ein, die man in den USA etwas später „the silent revolution“ taufte. Anfangs, so wollte es scheinen, sollte diese phantastische Vorstellung jedoch eher im Reich der Wünsche siedeln, denn die schwache Energie aus Batterien hatte Mühe, gegen die Schwerkraft anzukommen. Nur mühsam kämpften sich die ersten „Elektrosegler“, wie man die filigranen Kompositionen aus Japanpapier und Balsaholz bald zu nennen pflegte, mit ihren dicken Akkubäuchen der Sonne entgegen, um nicht selten, wie einstens Ikarus, an ihr zu zerbrechen.
Doch die Entwicklung blieb nicht stehen. Schon in den späten 70ern sorgten neue, leistungsstärkere Akkus aus Japan zusammen mit hier in Deutschland entwickelten Motoren für eine größere Verbreitungsfähigkeit dieser immer mehr Anhänger findenden Modellsportvariante. Faserverbundstoffe hielten Einzug in den Rumpfbau, und auch die Tragflächen konnten nun so verarbeitet werden, dass sie der Beanspruchung standhielten.
Langsam erwachte unter den Elektrofliegern ein bislang nicht gekanntes Leistungsbewusstsein, das die Kraftflüge steiler und die Maschinen schneller werden ließ. Man begnügte sich bald nicht mehr nur mit Segelflugzeugen, sonder baute Elektromotoren in typische Motorflieger ein, versuchte es mit Kunstflug, ließ kleine Rennmodelle in halsbrecherischer Schräglage und mit atemberaubender Geschwindigkeit um Pylonen flitzen und machte selbst vor dem hoch komplizierten und leistungsintensiven Hubschrauber nicht halt. Die Industrie unterstützte diese Bemühungen mit immer besseren Akkus, leichteren Motoren und auf Minigrößen schrumpfende Elektronik-Komponenten, die vorher oftmals von rastlos forschenden Elektrofliegern selbst entwickelt worden waren. Die fortschreitende Miniaturisierung der gleichzeitig immer zuverlässiger werdenden Fernsteueranlagen führte schließlich dazu, dass sauber und leise arbeitende E-Antriebe selbst in geschlossenen Räumen fliegen können. Andere schafften es gar, die Akkus ganz oder zumindest teilweise durch Solarzellen auf den Flächen zu ersetzen. Der Solarflug war geboren!
Heute gibt es keine Modellsparte mehr, die noch nicht erfolgreich mit Elektroantrieb betrieben werden könnte. Selbst modernste Jets reiten auf einem von elektrischen Impellern bewegten Luftstrahl und akkuvolle Schleppmaschinen helfen auf Flugsportplätzen in Ballungsräumen Lärmprobleme lösen. Mit dem Elektroflug wurden viele Träume Wirklichkeit – und es geht weiter .
Text: DMFV „Deutscher Modellflieger Verband“